Themenübersicht zum Antiken Hellas

Athena im Trojanischen Krieg

Die Göttin spielt überall im Mythos eine große Rolle. So hilft sie dem Iason, die Argo zu bauen. Im Kampf der Götter gegen die Giganten ist sie zusammen mit ihrem Vater Zeus die härteste Gegnerin der Feinde: sie wirft dem Enkelados die Insel Sizilien entgegen und zieht dem Pallas bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren. In der Odyssee ist sie dem Odysseus eine ständige Helferin, damit dieser nach Ithaka heimkehren kann.

Ihre hervorragendste Rolle spielt Athena im Trojanischen Krieg, in welchem sie fast ständig present ist. Die Göttin ist in den Epen um Troja, von denen die Ilias das Bekannteste ist, oft so lebendig gezeichnet, als wenn es sich bei ihr um eine historische Figur handelte. In ihnen tritt sie vornehmlich als Kriegerin auf.

Athena wird in den Krieg um Troja, auch Ilios genannt, durch das Urteil des Paris hineingezogen. Dazu kommt es, weil der Göttervater auf Bitten Gaias, der Erdmutter, beschlossen hat, die überfüllte Erde mit ein paar blutigen Kriegen heimzusuchen.

So wirft bei der Hochzeit des Sterblichen Peleus und der Meeresgöttin Thetis, den Eltern des Achilleus, die Göttin der Zwietracht, Eris, plötzlich den goldenen Zankapfel mit der Aufschrift "Der Schönsten" auf die Hochzeitstafel. Diesen Apfel beanspruchen gleichzeitig Hera, Zeus' Gattin, Aphrodite, die Göttin der Liebe, und Athena.

Um den Streit zu schlichten, führt auf Zeus' Befehl der Götterbote Hermes die drei Göttinnen auf den Berg Ida in Kleinasien, damit der dort als Hirte lebende Paris, der Sohn des Troja-Königs Priamos, entscheide, wer die Schönste sei. Eine jede der Göttinnen verspricht Paris ein großartiges Geschenk, wenn er sie erwähle: Hera will ihm Macht verleihen, Athena Weisheit und Aphrodite verspricht, ihm die schönste Frau der Welt zuzuführen.

Hera, Athena und Aphrodite schreiten zum Urteil des Paris.
Attische Trinkschale, 5. Jh. v. Chr., Berlin-Charlottenburg.
Aus Erika Simon: "Die Götter der Griechen", München 1985.

Paris gibt der Aphrodite den goldenen Apfel und macht sich dadurch die Hera und die Athena zu Todfeindinnen. Sie schwören beide, Troja zu vernichten.

Kurz darauf segelt Paris nach Griechenland, wo er gastfreundlich von König Menelaos von Sparta empfangen wird. Er lernt dessen Frau Helena kennen, die durch Aphrodites Macht sofort dem Königssohn aus Troja verfällt. Ohne Widerstand läßt sie sich von Paris, welcher auch noch viele wertvolle Schätze mitgehen läßt, entführen.

Darauf versammeln die Griechen ein großes Heer unter der Leitung von Agamemnon, dem Bruder des Menelaos, um gen Troja zu ziehen und die ihnen zugefügte Schmach zu rächen.

Nichts geschieht im trojanischen Krieg ohne den Willen der Götter. Als der Krieg ausbricht, teilen sich auf dem Olymp die Unsterblichen gleich in zwei Lager: die einen, darunter Aphrodite, Apollon, Ares, stehen auf Seiten der Trojaner, die andern, darunter natürlich die erzürnte Athena nebst Hera, sowie Hephaistos, Poseidon und Hermes auf Seiten der Griechen. Zeus schwankt zwischen der einen und anderen Partei hin und her. In der Ilias tritt er meist als Beschützer Hektors, des größten trojanischen Helden, auf.

Unter den Griechen, auch Achaier oder Argeier genannt, kämpfen einige hervorragende Helden mit, welchen Athena als persönliche Beschützerin an die Seite tritt: das sind der Pelide Achilleus, dem nur ein kurzes - wenn auch ruhmreiches - Leben vorausgesagt wird, dann Diomedes, der Sohn des Tydeus, sowie der listenreiche Odysseus.

Als dem Achilleus die Beute einer seiner Raubzüge aus dem Umland von Troja, die schöne Briseis, von dem griechischen Heerführer Agamemnon streitig gemacht wird, bricht ein Streit zwischen beiden aus. Voller Zorn zückt Achilleus schon sein Schwert, als Athena unsichtbar hinter ihn tritt und ihn besänftigt. Aber Achilleus schwört aus Rache, für die Griechen nicht mehr zu kämpfen, sondern in seinem Zelt zu verbleiben. Mit dieser Episode beginnt die Ilias, welche einen kurzen Abschnitt aus dem letzten Jahr des Trojanischen Krieges erzählt.

Beim Aufprall der Trojaner gegen die Griechen steht Athena den Letzteren in jeder erdenklichen Weise bei. Als Paris den Menelaos zum Zweikampf herausfordert, um das Blutvergießen ganzer Heere zu vermeiden, kommt es zum Vertrag zwischen den feindlichen Parteien. Der Sieger des Kampfes solle Helena samt den Schätzen nach Hause führen und die Griechen nach Hause segeln.

Doch als Paris durch Menelaos fast erwürgt wird, steht ihm Aphrodite bei und entrückt den Königssohn. Daraufhin wird Menelaos als Sieger erklärt. Dies gefällt dem Göttervater gar nicht und er entsendet Athena auf den Kampfplatz, damit sie die Trojaner verleite, den Vertrag zu brechen.

Die Göttin, in der Gestalt des Trojaners Laodokos, verführt den Bogenschützen Pandaros dazu, auf Menelaos einen Pfeil abzuschießen. Dieser Pfeil ritzt dank Athenas Hilfe zwar nur die Haut des Griechen, aber der Vertrag wird dadurch hinfällig. Daraufhin rücken die Heere zur ersten Schlacht gegeneinander an, wobei Athena die Griechen kräftig anfeuert, während Ares die Trojaner ermuntert.

Die Göttin verleiht nun dem Diomedes besondere Stärke, so daß er den anderen Griechen im Kampf voranstürmt. Als Pandaros den Diomedes mit einem Pfeil verwundet, steht die Göttin Letzterem bei und läßt ihn wieder genesen. Gestärkt kehrt der Held unter die Kämpfenden zurück, wo er auf Pandaros und Aineias, Aphrodites Sohn, trifft. Athena lenkt die Lanze des Diomedes direkt auf Pandaros, welcher so den Tod findet.

Dann tritt Diomedes auch dem Aineias entgegen und verletzt ihn so stark, daß seine Mutter ihn aus dem Schlachtfeld tragen will. Aber Athena hat ihrem Schützling die Gabe verliehen, Götter von Sterblichen zu unterscheiden und ihn dazu ermuntert, ihre Nebenbuhlerin Aphrodite zu verwunden. Diomedes erkennt daher die Göttin der Liebe im Schlachtgetümmel und verletzt sie so stark, daß sie weinend zum Olymp zurückkehrt. Aineias selbst wird vom wütenden Diomedes durch Apollon gerettet.

Als nun der männermordende Hektor, unterstützt vom Kriegsgott Ares, die Griechen bis zu ihrem Schiffslager zurückdrängt, wo er ein großes Gemetzel anrichtet, beschließen Athena und Hera im Olymp, diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Athena zieht daraufhin ihre Rüstung an, schwingt sich an der Seite Heras in den Streitwagen und rast mit ihr zur Erde ins Schlachtgetümmel.

Dort findet sie den entkräfteten Diomedes, stößt seinen Wagenlenker Sthenelos vom Wagen und ergreift, von Kampfeslust besessen, selbst die Zügel der Rosse, um sie auf den wütenden Ares zu lenken. Dann macht sich die Göttin unsichtbar und als Diomedes seine Lanze gegen den Kriegsgott schleudert, läßt sie es geschehen, daß er ihn direkt in den Bauch trifft. Ares schreit vor Schmerz laut auf und fährt gleich zum Olymp empor.

Dort beschwert er sich bei Zeus, daß der Göttervater die verrückte Athena zur Welt brachte, die Einzige unter den Göttern, die tun kann, was sie will, denn er züchtige sie nie. Zeus antwortet darauf, daß Ares ihm unter allen Göttern der Verhaßteste sei, denn er habe viel Negatives von seiner Gattin Hera geerbt. Trotzdem hat er Mitleid mit seinem Sohn und läßt ihn vom Arzt Paion behandeln.

Da die Trojaner inzwischen große Verluste haben, rät ihnen der Seher Helenos, der Pallas Athene in ihrem Tempel in Troja ein großes Opfer darzubringen: das Kostbarste aller Gewänder sowie zwölf untadelige Kühe sollen die Göttin gnädig stimmen, damit sie die Lanze des unbändigen Diomedes breche. Aber Athena, in ihrem unbändigen Zorn auf die Trojaner, lehnt das Opfer ab.

Nicht allen Göttern jedoch, welche auf Seiten der Trojaner stehen, grollt Athena. So ist sie z. B. dem Apollon sehr wohlgesonnen und hört auf seinen Rat, als dieser vorschlägt, nicht so unbarmherzig gegen die Trojaner zu sein und den Kampf für einen Tag ruhen zu lassen, damit er dem Hektor den Mut steigern könne. Zusammen mit Apollon setzt sich die Göttin dann in Gestalt von Falken auf einen Baum und erfreut sich am Anblick der ausruhenden Krieger.

Zeus, müde vom ewigen Hin - und Her zwischen Griechen und Trojanern, hält eine Götterversammlung ab, wobei er den Unsterblichen das Verbot der Einmischung in den Kampf um Troja erteilt. Dabei droht er ihnen mit den schlimmsten Strafen, wenn sie sein Gebot nicht beachten. Daraufhin richtet Athena mit diplomatischem Geschick das Wort an ihren Vater und sagt ihm, daß es doch wenigstens erlaubt sein wird, den Sterblichen fördernden Rat zu geben. Zeus stimmt zu und versichert seiner Tochter, daß seine Worte nicht allzu ernst gemeint seien.

Die Götter halten sich fürs erste von der Schlacht zurück, während Zeus den Trojanern großartige Siege gewährt. Doch Diomedes dringt auf Hektor ein und überwältigt ihn beinahe, als Zeus ihm einen Blitz vor den Kampfwagen schleudert, worauf der Grieche zurückweicht.

Hera sieht dies alles mit Mißfallen und stachelt Athena auf, doch den Griechen beizustehen. Sie rüstet mit der Tochter des Zeus daraufhin zum Kampf. Doch als die beiden eben durch die Tore des Himmels hinausfahren wollen, erblickt sie Zeus und hält sie grollend davon zurück.

Der Griechenführer Agamemnon ist unterdessen über den Verlust seiner Leute so betrübt, daß er beschließt, heimzukehren. Diomedes hindert ihn jedoch daran und findet Unterstützung beim alten Nestor, welcher daran erinnert, daß Troja eines alten Orakels zufolge nicht ohne Achilleus' Mitwirkung eingenommen werden könne. Darauf sendet Agamemnon eine Gesandtschaft zu den Schiffen, wohin sich Achilleus zurückgezogen hat. Man will ihn mit großen Geschenken auffordern, sich wieder am Kampf zu beteiligen. Doch Achilleus lehnt ab und die Trojaner, allen voran Hektor, wüten mit Zeus' Hilfe weiter unter den Griechen.

Athena kann in der Zwischenzeit trotz des Verbots ihres Vaters etwas für die Griechen tun: als Paris den Diomedes mit einem Pfeil an der Ferse verwundet, tritt Odysseus zu ihm, um Diomedes zu decken. Dabei gerät er selbst in Gefahr, denn die Trojaner rücken nun heran. Einer von ihnen, Sokos, wirft seinen Speer gerade auf Odysseus, durchstößt dessen Schild und ritzt schon seine Haut. Da läßt es Athena geschehen, daß der Speer nicht tiefer in seinen Körper eindringt und rettet ihm so das Leben.

Die Verluste auf Seiten der Griechen kann der Meeresgott Poseidon nicht länger mitansehen, deshalb beschließt er, in den Kampf einzugreifen. Und Hera wendet sogar eine List an, um ihren Gemahl vom Kampfgeschehen abzulenken, indem sie ihn verführt. Dadurch kann Poseidon die Griechen kurzzeitig wieder stärken. Als Zeus den Betrug der Hera entdeckt, sendet er Apollon, auf daß er Hektor und seine Trojaner stärke.

Hektor gelingt es wieder, sich bis zu den Schiffen der Griechen durchzuschlagen und sie fast in Brand zu stecken. Da erbarmt sich der Freund des Achilleus', Patroklos, dem Wüten der Trojaner ein Ende zu machen und zieht die Rüstung seines Freundes an. Die Trojaner glauben, der Pelide habe seinem Groll gegen Agamemnon entsagt und nehme wieder am Kampfgeschehen teil. In der Tat kann der tapfere Patroklos den Gegnern große Verluste beibringen und dringt sogar bis ans Skäiische Tor Trojas vor. Doch Hektor, unterstützt von Apollon, tötet den Patroklos und nimmt ihm Achilleus' Rüstung ab, die er sich selber anlegt.

Als dies Achilleus erfährt, ist er tief betrübt über den Tod seines Freundes und schwört Rache. Er vergißt seinen Zorn gegen Agamemnon und beschließt, Hektor zu töten. Zuvor läßt ihm aber seine Mutter, die Meeresgöttin Thetis, bei dem Schmiedegott Hephaistos eine neue Rüstung anfertigen.

Auf Zeus' Geheiß soll sich Achilleus einstweilen den Trojanern zeigen, auch ohne Rüstung, um ihnen Schrecken einzujagen. Damit der Held nicht nackt dasteht, hängt ihm Athena ihre Ägis über. Und als er wegen seines toten Freundes fasten will, nährt ihn die Göttin mit Nektar und Ambrosia, damit er in der Schlacht nicht von Hunger befallen werde.

Zeus veranlaßt nun für die Unsterblichen die Aufhebung des Verbots, sich in den Kampf einzumischen. Sofort bilden sich wieder zwei Lager: während sich Athena, Hera, Poseidon und Hephaistos zum Schiffslager begeben, wenden sich Apollon, Ares, Aphrodite zum Fluß Skamandros, um den Trojanern zu helfen. Sofort läßt Athena ihren Schlachtruf bei den Achaiern ertönen, um ihnen Kampfeslust einzuhauchen. Auf der anderen Seite brüllt Ares wie ein Löwe, um die Trojaner anzufeuern.

Achilleus, mit einer herrlichen Rüstung neu ausgestattet, sucht nun begierig nach seinem Erzfeind Hektor, aber Apollon sendet ihm den Helden Aineias entgegen. Der Trojaner wird vom Peliden mit dessen Schwert fast getötet, da stellt sich Poseidon auf seine Seite, gegen den Willen Athenas und Heras. Er erinnert die beiden Göttinnen daran, daß vom Schicksal Aineias dazu bestimmt ist, den Untergang seiner Stadt zu überleben und sein Geschlecht fortzupflanzen. Poseidon entrückt Aineias hinter die trojanischen Schlachtreihen und ermahnt ihn, nicht mehr gegen Achilleus anzutreten.

Achilleus beginnt nun, unter den Trojanern zu wüten. Als er Polydoros, den jüngsten Bruder des Hektor, tötet, steht ihm dieser erstmals gegenüber. Voller Schmerz wirft der Trojaner seine Lanze dem Peliden entgegen, doch Athena bläst sie mit einem leichten Hauch wieder zu Hektor zurück. Apollon umhüllt Letzteren daraufhin mit einem dichten Nebel und trägt ihn vom Schlachtfeld.

Der Sohn der Thetis wüted darauf weiter und treibt die fliehenden Trojaner in den Fluß Skamandros. Dort fällt er viele Jünglinge nieder und grollt sogar dem Flußgott Xanthos selbst, der daraufhin den Fluß mächtig anschwellen läßt, um den Peliden zu ertränken. In der Not fleht Achilleus zu den Göttern. Er wird von Athena und Hera erhört, die ihm versichern, daß es nicht sein Schicksal sei, im Fluß zu sterben.

Der Pelide stürmt nun ganz leichtfüßig nach vorn, denn Athena hat ihm große Stärke verliehen. Aber der Flußgott, als er Achilleus weiter unter den Trojanern wüten sieht, gibt keine Ruhe und läßt den Fluß über die Ufer treten. Achilleus gerät wieder in eine bedrohliche Lage und wird diesmal von Hephaistos gerettet, der einen großen Brand produziert und den Fluß austrocknen läßt. Erst dann gibt sich Xanthos geschlagen, worauf Hephaistos das Feuer wieder löscht.

Nun aber entbrennt der Kampf unter den Göttern, wobei der Göttervater amüsiert zuschaut. Ares, der nicht vergessen kann, wie seine Schwester Athena ihn durch Diomedes verwunden ließ, stürzt sich plötzlich mit seiner Lanze auf sie. Aber Athena, gewappnet mit der fürchterlichen Ägis, welcher nicht einmal der Blitz des Zeus etwas anhaben kann, weicht zurück und ergreift einen großen Stein. Sie schleudert ihn mit aller Kraft auf Ares, so daß dieser schwer verletzt zu Boden fällt. Athena schilt ihn daraufhin einen Tor, weil er es gewagt hat, sich an Tapferkeit mit ihr zu messen.

Aphrodite will ihrem verletzten Bruder helfen und davontragen, aber Athena eilt schadenfreudig hinter ihr her und schlägt so hart gegen ihre Brüste, daß der Liebesgöttin schwindelig wird und sie neben Ares auf den Boden sinkt. Athena, erfreut über ihre Tat, ruft den am Boden Liegenden noch nach, daß es allen so ergehen wird, die den Trojanern helfen.

Unterdessen sind alle Trojaner in ihre Stadt geflüchtet, nur Hektor - in Achilleus' Rüstung gekleidet - befindet sich außen am Skaiischen Tor und erwartet den Sohn der Thetis zum Zweikampf. Als Letzterer endlich anrückt, bekommt es Hektor mit der Angst zu tun und flieht vor ihm. Dreimal rennt er so um die Stadtmauer Trojas herum, gefolgt von Achilleus, und die Götter beobachten das Schauspiel vom Olymp. Da fragt sich Zeus, ob er dem Hektor noch einmal das Leben retten solle. Aber Athena rät ihm, daß es besser wäre, einem ohnehin zum Tode verurteilten endlich zum Hades zu senden. Zeus stimmt ihr bei, worauf die Göttin freudig aufs Schlachtfeld hinabeilt.

Als Hektor, gefolgt von Achilleus, zum vierten Mal die Stadtmauer umkreist, legt Zeus je ein Todeslos für beide Helden auf die goldene Waage. Da lastet Hektors Schicksal schwer zum Totenreich hin und Apollo, der ihm bisher beigestanden hat, weicht von seiner Seite. Gleichzeitig stellt sich Athena dem Peliden zur Seite.

Die Göttin wendet eine List an, um ihrem Helden zu helfen: sie schlüpft in die Gestalt des Trojaners Deiphobos, nähert sich Hektor und verspricht ihm seine Hilfe gegen Achilleus. Daraufhin bekommt Hektor Mut und stellt sich entschlossen dem Achilleus zum Kampf. Athena aber übernimmt in diesem Zweikampf der Helden unsichtbar die Führung.

Achilleus wirft als Erster seine Lanze, aber Hektor duckt sich und sie fliegt über ihn hinweg. Doch Athena nimmt die Lanze und gibt sie unbemerkt dem Peliden zurück. Hektor zielt dann mit seiner Lanze auf den Schild des Feindes, aber sie prallt wieder ab. Jetzt ruft Hektor nach seinem Freund Deiphobos, um eine zweite Lanze zu bekommen, doch der ist nicht mehr da. Sofort erkennt Hektor, daß er von Athena getäuscht worden ist. Er beschließt mutig, dem Feind nicht mehr auszuweichen und ruhmreich zu sterben.

So zieht er sein scharfes Schwert und stürzt sich Achilleus entgegen. Doch der Sohn der Thetis packt seine mächtige Lanze und stößt sie Hektor in die Kehle, so daß dieser zu Boden sinkt. Sterbend sagt er dem Achilleus noch voraus, daß auch sein Tod durch den Pfeil des Paris, der von Apollon gelenkt sein wird, nicht mehr fern sei. So stirbt er und Achilles schleift ihn zum griechischen Schiffslager.

Nun findet die Leichenfeier zu Ehren des Patroklos statt mit den daran anschließenden Leichenspielen. Beim Wagenrennen treten Eumelos, Diomedes, Menelaos, Antilochos und Meriones gegeneinander an. Zunächst führt Eumelos. Als aber Diomedes beinahe seinen Wagen an ihm vorbeiführt und zu siegen scheint, ärgert sich Apollon und entreißt ihm die Peitsche.

Das beobachtet Athena, stürmt dem Diomedes hinterher und reicht ihm ihre Peitsche. Sie erfüllt seine Rosse mit Wetteifer, auf daß sie dem Eumelos hinterherjagen. Die Göttin läßt es geschehen, daß Eumelos' Joch plötzlich zerbricht und er aus dem Wagen geschleudert wird. So kann Diomedes seinen Wagen ungehindert ins Ziel lenken und den Siegespreis - eine Frau zum Heiraten und einen Dreifuß - entgegenehmen.

Beim Schnellauf treten dann Antilochos, Odysseus und Aias der Lokrer gegeneinander an. Als Letzterer in Führung geht, betet Odysseus zu Athena, ihn leichtfüßiger zu machen. Die Göttin erhört ihren Schützling, läßt den Aias im umherliegenden Rinderkot ausrutschen und so den Odysseus gewinnen.

Achilles versucht inzwischen jeden Tag, den Leichnam des Hektor zu schänden, worauf die Götter Mitleid haben und den Hermes auffordern, die Leiche zu stehlen. Das findet jedoch bei Hera und Athena keinen Anklang. Apollon weist jedoch die beiden Göttinnen zurecht und erinnert daran, daß auch Hektor ihnen immer geopfert habe und jetzt etwas Mitleid verdiene.

Schließlich entschließt sich Zeus, die Meeresgöttin Thetis zu ihrem Sohn Achilleus zu schicken, um ihm nahezulegen, den Leichnam Hektors gegen ein Lösegeld an dessen Vater Priamos freizugeben. Der Trojanerfürst begibt sich darauf mit Hermes' Hilfe zum griechischen Lager und holt sich den Leichnam seines Sohnes. Der kann endlich ehrenvoll bestattet werden. Hier endet die Erzählung der Ilias.

Jetzt bekommen die Trojaner unerwartete Hilfe aus der kleinasiatischen Landschaft Pontus: die Königin der Amazonen, Penthesileia, eine Tochter des Ares, kommt mit einer kleinen Schar Heldinnen dem Priamos zu Hilfe. Die Amazonenkönigin leistet einen Eid, daß sie Achilles und seine Scharen töten werde. Athena täuscht die Amazone und bestärkt sie noch in ihrem Wunsch. Die Göttin läßt der Heldin am Vorabend der Schlacht ein Traumbild ihres Vaters erscheinen, der sie aufmuntert, den Achilleus zum Zweikampf herauszufordern.

Am nächsten Morgen stürmt Penthesileia mit den mutigsten Trojanern den Griechen entgegen. Diese weichen vor der unerschrockenen Amazone zurück, bis sie auf Achilleus stößt, dem sie sich zum Zweikampf stellt. Der Pelide tötet die Königin der Amazonen, doch als er ihr den Helm vom Kopf nimmt, sieht er, wie schön sie ist und trauert um sie.

Nachdem Achilleus unter den Trojanern und deren Bundesgenossen weiter gewütet hat, dringt er abermals bis vor die Tore Trojas vor. Dort tritt ihm Apollon entgegen, der ihn ermahnt, von Troja abzulassen. Doch Achilleus in seiner Wut zürnt sogar dem Gott, der daraufhin den Todespfeil in seine verwundbare Ferse lenkt. Noch kann der Pelide einige Feinde töten, bis er tot in den Staub fällt. Athena träufelt ihm, als er aufgebahrt wird, Ambrosia auf das Haupt, damit er frisch und wie ein Lebender aussieht.

Nach den Leichenspielen zu Ehren des Achilleus will seine Mutter Thetis die Waffen ihres göttlichen Sohnes demjenigen überlassen, der dessen Leichnam vor der Schändung durch die Trojaner gerettet hat. Daran sind aber vornehmlich zwei Männer beteiligt gewesen, nämlich der riesige Held Aias, Telamons Sohn, und Odysseus. Um den Streit zwischen beiden zu schlichten, sollen trojanische Kriegsgefangene die Schiedsrichter sein und beurteilen, wer die besseren Argumente liefert.

Die Schiedsrichter entscheiden sich für Odysseus, worauf Aias vor Wut kocht. Er überlegt, wie er Odysseus schaden könne. Aber da schlägt Athena ihn mit Wahnsinn, so daß Aias wütend beginnt, über eine Schafherde herzufallen. Er ergreift einen Hammel, den er für Odysseus hält, und schlägt wütend auf ihn ein. Aber Athena berührt ihn von hinten leicht am Kopf und der Wahnsinn weicht wieder von ihm. Aias erkennt, daß die Götter ihm nicht wohlgesonnen sind und stürzt sich darauf in sein Schwert.

Nachdem nun die beiden größten griechischen Helden gestorben sind, bekommen die Trojaner wieder die Oberhand. Der griechische Seher Kalchas erinnert daran, daß Troja nicht ohne die Hilfe der todbringenden Pfeile des berühmten Bogenschützen Philoktetes, der einst verwundet auf der Insel Lemnos von Odysseus ausgesetzt wurde, erobert werden kann. Für die schwierige Mission, Philoktet davon zu überzeugen, sich auf die Seite der Griechen zu stellen, werden Diomedes und Odysseus beauftragt.

Unterwegs machen sie auf der Insel Skyros Halt, wo Achilleus einst mit Deidameia einen Sohn gezeugt hat, den Neoptolemos. Dieser ist inzwischen ein stattlicher Krieger geworden und sieht seinem Vater sehr ähnlich. Er ist begierig, an der Seite der Griechen gegen Troja zu kämpfen, worauf sich Diomedes und Odysseus mit ihm dorthin aufmachen und ihren eigentlichen Auftrag vergessen.

Vor Troja fällt Neoptolemos sofort über seine Feinde her und mordet viele dahin. Das kann der Kriegsgott Ares nicht mit ansehen und begibt sich mit seinem Streitwagen persönlich aufs Schlachtfeld. Jetzt bekommen die Trojaner wieder die Oberhand. Das aber sieht Athena gar nicht gern: auch sie stürmt mit ihrem Wagen zum Schlachtfeld, wobei die Erde um sie herum erbebt und leuchtende Blitze um ihre Waffen fliegen. Gerade will sie sich mit Ares im Zweikampf messen, als Zeus ein Machtwort spricht und den Göttern rät, das Schlachtfeld den Sterblichen zu überlassen.

Odysseus, Diomedes und Neoptolemos aber brechen nach Lemnos auf, wo Philoktetes mit einer List und dem Versprechen, daß seine Wunde geheilt werde, dazu bewogen wird, gegen Troja anzuziehen. Vor Troja verwundet dann Philoktet den Paris, den Entführer der Helena, tödlich. Daraufhin wagen die Griechen den Großangriff auf Troja.

Als der versuchte Sturm auf die Stadt fehlschlägt, weist der Seher Kalchas die Achaier darauf hin, daß die Stadt nur mit einer List genommen werden könne. Odysseus hat die Idee, ein hölzernes Pferd zu bauen, in dessen Rumpf sich die tapfersten Griechen verstecken sollen. Die übrigen Achaier sollen einen Abzug vortäuschen und davonsegeln, wobei sie das Pferd als scheinbares Dankopfer für Pallas Athene am Strand zurücklassen werden. Die Trojaner werden das Pferd sicherlich in ihre Stadt ziehen.

Während der darauffolgenden Nacht gibt Athena dem schlafenden Zimmermann Epeios den Auftrag, ein mächtiges Roß zu bauen. Mit ihrer Hilfe vollendet er das Werk in nur drei Tagen.

Nun, wo das Ende Trojas näher rückt, formieren sich auch die beiden Götterfaktionen wieder und begeben sich auf die Erde. Unsichtbar für die Sterblichen, stellen sie sich am Ufer des Skamandros in Schlachtordnung gegeneinander auf. Schon will sich Ares wieder auf Athene stürzen, als Zeus vom Olymp aus seine Blitze unter die Unsterblichen schleudert und dem Kampf ein Ende bereitet.

Als das hölzerne Pferd fertig ist, besteigen es Neoptolemos, Odysseus, Diomedes, Menelaos u. a. Athena sorgt dafür, daß sich die Helden im Innern nicht fürchten. Die Griechen verbrennen inzwischen ihr Zeltlager am Strand und brechen unter dem Kommando Agamemnons zur Insel Tenedos auf, wo sie auf ein Zeichen für den Angriff warten.

Die Trojaner werden das seltsame Relikt am Strand gewahr und wollen es in die Stadt ziehen, werden aber vom Priester Laokoon gewarnt, daß es sich um eine List handeln könne. Als Laokoon mit seinen beiden Söhnen dem Poseidon am Strand ein Opfer darbringen will, schwimmen von der Insel Tenedos zwei Riesenschlangen zu ihm heran und töten ihn und seine Kinder. Danach schlängeln sie sich zum Athena-Tempel in Troja hinauf und verstecken sich hinter dem Standbild der Göttin.

Die Trojaner sehen dies als Bestrafung für den Priester an, der sie vor dem hölzernen Pferd warnen wollte, und ziehen es in ihre Stadt. Dort werden sie von Kassandra, der hellsehenden Tochter des Priamos, gewarnt, daß das Pferd den Untergang der Stadt in sich berge. Aber auch ihren Worten schenkt man keinen Glauben. Stattdessen veranstaltet man eine rauschende Siegesfeier für den vermeintlichen Rückzug der Griechen.

Jetzt ist für Athena und Hera endlich die Stunde des Untergangs von Troja gekommen, worauf sie so lange gewartet haben. Nachdem die Trojaner sich zur Nachtruhe zurückgezogen haben, steigt Odysseus, gefolgt von seinen Kameraden, aus dem hölzernen Pferd. Auf ein verabredetes Zeichen rücken seine Landsleute vom Meer heran und dringen in die Stadt ein. Die Achaier legen ein großes Feuer und töten fast alle Trojaner. König Priamos fällt durch Achilleus' Sohn Neoptolemos.

Die überlebenden Trojanerinnen werden als Sklavinnen abgeführt. Hekuba, die Gemahlin des Troja-Königs, wird von Odysseus weggeführt, Andromache, Hektors Frau, nimmt Neoptolemos mit und Kassandra kommt zu Agamemnon. Helena aber kehrt zu ihrem Gatten Menelaos zurück.

Nur ein trojanischer Held kann sich retten: Aineias flüchtet mit seinem Vater Anchises und seinem Sohn Askanios während der Nacht unversehrt aus der Stadt, wie es vom Schicksal vorgesehen ist.

Einer unter den Griechen jedoch begeht ein Sakrileg, wodurch er den anfänglichen Sieg seiner Landsleute in eine Niederlage verwandelt: es ist Aias, der Lokrer. Als er im Kampfgewühl der Seherin Kassandra hinterherjagt, flüchtet diese in den Athena-Tempel und umschließt schutzflehend die Füße der Statue der Göttin. Aber Aias zerrt die Seherin an den Haaren hinaus, worauf Athena, die das Ganze vom Olymp aus beobachtet, rasend wird vor Wut. Denn Aias' Tat ist Hybris, die Vermessenheit gegen die Götter, was von keinem Unsterblichen ungesühnt bleiben kann. Und jetzt wechselt Athena, die den Trojanern immer den Tod gewünscht hat, die Seiten. Aber sie wartet auf einen günstigen Augenblick für ihre Rache und handelt deshalb nicht gleich.

Aias tut Kassandra Gewalt an.
Volutenkrater, dem Lykurgos-Maler zugeschrieben, 4. Jh. v. Chr., Neapel.
Aus Charbonneaux, Martin, Villard: "Das klassische Griechenland", München 1971.

Als die Griechen sich mit ihren Schiffen auf die Heimfahrt machen wollen, versucht Kalchas, dies noch hinauszuschieben, denn er ahnt, daß ein großes Unglück über die Flotte kommen wird. Aber kein Achaier schenkt ihm nunmehr, da Troja gefallen ist, Gehör.

Als die heimkehrende griechische Flotte schon die Küste Euboias sichtet, rüstet Athena im Olymp, um die Flotte zu vernichten. Sie bittet Aiolos, den Gott der Winde, einen Sturm aufkommen zu lassen, auf daß die Schiffe der Achaier entern. Dann schleudert die Göttin einen Blitz in das Schiff des Aias, so daß es in zwei Teile zerbricht. Der größte Teil der Griechen geht daraufhin mit der trojanischen Beute unter, aber Aias kann sich noch an einen Felsen festklammern.

Eine Weile läßt Athena den Frevler noch am Leben, während sie weitere Blitze zur Erde hinabsendet, und erfreut sich am Todeskampf des Lokrers. Darauf beginnt Aias, die Götter zu verspotten. Doch das sieht Poseidon mit großem Mißfallen und läßt den Felsen, an dem Aias sich festklammert, untergehen.

Durch die Bestrafung des Lokrers durch Athena überleben nur ganz wenige griechische Helden die Rückkehr vom langen Kampf gegen Troja, der zehn Jahre gedauert hat, darunter Menelaos, Agamemnon und Odysseus.

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