Themenübersicht zum Antiken Rom
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- Circusanlagen
- Amphitheater
- Odeen
- Bibliographie
Der Ursprung des Theaters liegt bei allen Völkern im religiösen Kultus. Der entscheidende Impuls für das gesamte Theater in der westlichen Welt ging von Griechenland aus, wo Chortänze zu Ehren des Gottes Dionysos die Anfänge des griechischen Theaters bezeichnen. Später löste sich ein Einzelsänger aus dem Chor und wurde zum Schauspieler.
In der archaiischen Epoche Griechenlands konnte ein einfacher Platz, die Orchestra, für künstlerisch-religiöse Darbietungen vor einem Publikum genügen, bevor es zum eigentlichen Theaterbau kam.
Dieser Platz wurde dann in klassischer Zeit technisch perfektioniert, um einem zuschauenden Publikum gerecht zu werden und so gelangte man zum Theatron mit einem Zuschauerraum für feste Besucherplätze, dem Koilon. Dabei wurde nach und nach ein rechtwinkeliger oder runder Raum vor die Zuschauer angelegt, welcher für singende und tanzende Gruppen bestimmt war, die Orchestra. Später wurde ein Opferaltar in dieser Orchestra eingeführt und erst zum Ende der klassischen Epoche hin hielt man es für angebracht, eine Tribüne mit einer rückwärtigen Wand zu errichten, auf dem die Hauptakteure besser zu sehen und zu hören waren.
In hellenistischer Zeit konzentrierte man sich darauf, den szenischen Apparat zu verbessern, welcher sich auf Kosten der Orchestra vergrößerte. Man führte das Logeion, eine erhöhte Loge für Redner in der Orchestra, das Theologeion, einen erhobenen Platz, von welchem die Götter erschienen und die Thyromata, große türartige Öffnungen im oberen Stockwerk des Bühnenhauses, ein. Die Bühne wurde sehr hoch angelegt.
Das THEATER VON PRIENE im Golf von Milet, von dem sich noch beachtliche Reste in situ befinden, kann man als ältestes rein hellenistisches Theater betrachten, denn es wurde im 4. Jh. v. Chr. völlig neu errichtet.
Diese hellenistische Theaterform fanden die Römer vor, als sie den griechischen Osten eroberten, und wandelten sie nach und nach in eine römische Theaterform um.
Dabei versahen die Römer die Theater auch meist mit einem Velum zum Schutz gegen die Sonne, so wie sie es bei den Circusanlagen und Amphitheatern taten. Bei den griechischen Theatern gab es diese Vela noch nicht.
Die Anfänge des römischen Theaterbaus in republikanischer Zeit sind jedoch nicht leicht auszumachen. Einerseits hat man nur spärliche Notizen und andererseits - sofern ein römisches Theater über einem älteren griechischen errichtet wurde - ergeben sich Schwierigkeiten wegen der Überlagerung von verschiedenen archäologischen Schichten.
Die kanonische Form des griechischen sowie des römischen Theaters wurde uns vom Architekten Vitruv um 25 v. Chr. in dem Werk De Architectura überliefert. Hier hat er uns die Unterschiede beider Theaterformen erläutert.
Die Wichtigsten waren:
1). der griechische Zuschauerraum - das Koilon - bestand aus einem Hufeisen, während der römische - Cavea genannt - nur einem Halbkreis entsprach;
2). die griechische Orchestra war folglich wesentlich größer und entsprach etwa einem ganzen Kreis, während die römische nur einen Halbkreis ausmachte;
3). daraus folgte ebenfalls, daß die griechische Bühne - Skené genannt - wesentlich weiter zurückgesetzt war als die römische, das Pulpitum;
4). die griechische Bühne war gegenüber der römischen zweimal so hoch, nämlich von 10 bis zu 12 Fuß, während die römische höchstens 5 Fuß hoch war und durch Treppen mit der Orchestra verbunden war;
5). die griechische Bühne war nur halb so breit wie die römische; letztere erreichte oft die doppelte Breite der Orchestra;
6). das griechische Proskénion, der Raum zwischen Bühne und Orchestra, war wesentlich weniger tief als der beim römischen Theater;
7). das griechische Theater hatte zwischen dem Proskénion und den Seitenflügeln des Zuschauerraums offene Zugänge, die Párodoi, während diese Zugänge beim römischen Theater überwölbt waren;
8). beim griechischen Theater war der Zuschauerraum in eine natürliche Mulde gebaut, beim römischen war er meist freistehend errichtet, um die Arkadenarchitektur zu entfalten.
In der Praxis kam es jedoch selten vor, daß die römischen Theater alle diese Punkte zusammen befolgten und so hatte man meist Mischformen von griechisch/römischen Theatern, auch da, wo ein Theater ganz neu errichtet wurde.
Der vordere Teil der Bühne stimmte beim römischen Theater genau mit dem Durchmesser der Orchestra überein. Letztere war zum Halbreis reduziert, weil es im römischen Theater keine Chöre gab und deshalb eine übergroße Orchestra überflüssig wurde. Im Gegensatz zum griechischen Theater, wo sich die Handlung sowohl auf der Bühne als auch in der Orchestra abspielte, agierte man im römischen Theater nur auf der Bühne.
Dadurch, daß man beim römischen Theater die Párodoi überwölbte und somit den Bühnenteil fest an den Zuschauerraum angliederte, erhielt man eine bauliche Einheit, wodurch man auch wesentlich die Akustik verbesserte, denn die seitliche Zerstreuung der Töne durch offene Gänge wurde vermieden. Auf den überwölbten Párodoi wurden die Tribunalia, Proszeniumslogen, errichtet.
Die gesamte Bühne wurde bei den Römern außerdem mit einer nach hinten geneigten Überdachung versehen, was wiederum der Akustik zugute kam, denn die Stimme der Schauspieler wurde so direkt zum Zuschauerraum geleitet. Auch ein großer Vorhang konnte heruntergelassen werden.
Die Bühnenwand - die Scaena frons - wurde von den Römern mit den im hellenistischen Theater üblichen Pforten versehen, in der Regel drei, von denen die mittlere Regia hieß und die beiden seitlichen Hospitalia. Die Dekoration dieser Bühnenwand wurde in der Kaiserzeit immer aufwendiger und plastischer, besonders im Westen, wo sie durch Nischen mit hervortretenden Säulen und Statuen - meist in mehrgeschossiger Anordnung - geöffnet wurde. Im Osten herrschte dagegen in der Regel der Typus der ununterbrochenen Bühnenwand vor, bei der allenfalls die Regia etwas plastischer dekoriert wurde.
Die Sitzstufen der Cavea wurden durch die Praecinctiones in Ränge unterteilt - normalerweise in drei -, wobei der untere Ima Cavea, der Mittlere Media Cavea und der obere Summa Cavea hieß. Letzterer wurde meist noch durch einen umlaufenden Säulengang, dem Portikus, abgeschlossen.
Die ersten römischen Theater waren mit Sicherheit provisorisch und aus Holz errichtet. Sie wurden aus Stein erst im 2. Jh. v. Chr. erbaut, und zwar zuerst nicht in der Haupstadt Rom, sondern in Kampanien.
Das GROSSE THEATER VON POMPEJI wurde zwischen 200 und 150 v. Chr. erbaut. Die Cavea war nicht freistehend errichtet, sondern wie die griechischen in einen Hang eingebettet. Die anfangs rein hellenistischen Elemente des Theaters wurden nach und nach durch typisch römische ersetzt, weswegen das Theater sehr viele Veränderungen erfuhr.
Fiechter hat versucht, seine verschiedenen Bauphasen zu rekonstruieren. Nach ihm hätte das Theater ursprünglich eine verkleinerte Orchestra gehabt, mit einer Cavea, welche einen verlängerten Halbkreis darstellte. Die seitlichen Párodoi waren nicht überwölbt. Von der ursprünglichen Anordnung der Bühne ist nichts klar, nur daß sie wohl bis um 80 v. Chr. nicht verändert wurde, als auch die Cavea auf 5000 Plätze erweitert und die Párodoi überwölbt wurden, womit man eine Einheit von Bühnenhaus und Zuschauerraum erlangte.
Ein Velum wurde an der Innenseite der Umfassungsmauer, welche sich über die letzte Zuschauerreihe erhob, und dem Dach der Bühne befestigt.
Der zweite Neubau brachte um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. einige typisch römische Veränderungen zu Tage: man verlängerte die Bühne, welche zwar immer noch sehr hoch blieb, und gestaltete die Bühnenwand plastischer aus.
Im dritten und letzten Neubau unter Augustus (30 v. Chr. - 14 n. Chr.) wurde die Bühne auf einen Meter Höhe herabgesenkt und durch zwei Treppen mit der Orchestra verbunden. Die Bühnenwand wurde außerdem neu gestaltet und erhielt die typische Anordnung, welche für viele römische Theater maßgebend werden sollte: in der Mitte Rundnischen, flankiert von rechteckigen Nischen an den Seiten.
Das erste steinerne Theater in Rom war das POMPEIUS-THEATER aus dem Jahre 55 v. Chr. Es war zugleich das größte jemals gebaute römische Theater mit einer Zuschauerraum-Breite von 150 Metern und einer Bühnenhaus-Länge von 95 Metern. Von ihm sind heute nur noch Reste der Grundmauern erhalten. Seine Cavea und die Orchestra waren dem römischen Ideal zufolge höchstwahrscheinlich halbkreisförmig.
Das zweite steinerne Theater in Rom war das CORNELIUS-BALBUS-THEATER aus dem Jahre 13 v. Chr., welches von Tiberius (14 - 37) restauriert wurde. Ansonsten weiß man nichts von ihm.
Das dritte steinerne und zu einem großen Teil noch erhaltene römische Theater war das MARCELLUS-THEATER, welches von Caesar begonnen und von Augustus vollendet wurde. Es wurde 13 oder 11 v. Chr. eingeweiht und war Augustus' Schwiegersohn Marcellus gewidmet.
Dieses Theater galt wegen seiner eleganten Proportionen und seiner äußeren Säulenordnungen - unten dorisch, in der Mitte ionisch und oben korinthisch - als Modell für alle anderen Theater. Es konnte 10000 Personen fassen. Ob es ein Velum besaß, ist nicht sicher.
Schon im dritten Jahrhundert wurde das Theater aufgegeben, um für verschiedene Zwecke gebraucht zu werden, u. a. als Steinbruch für andere Gebäude. Im 12. Jhr. wurde es in eine Festung verwandelt, später in den Palazzo Savelli eingegliedert. Dabei stieg die Höhe der Erde immer mehr an, so daß man die ganze Fläche schließlich Savello-Berg nannte.
Von den drei ursprünglichen Säulenordnungen, die jede 52 Arkaden enthielten, sind heute nur noch 12 der unteren dorischen und 12 der mittleren ionischen Ordnung erhalten.
Das Baugerippe bestand aus Travertin, die strahlenförmig angelegten Mauern der Cavea auch aus Tuffstein, während man nach innen zu opus reticulatum und opus lateritium benutzte.
Der Zuschauerraum war wieder halbrund. Von ihm sind noch 4/5 erhalten, die jedoch vom Garten des Palazzos eingenommen wurden. Vom Bühnenraum blieb nichts übrig.
Das am besten erhaltene römische Theater ist in Aspendos in Kleinasien anzutreffen, welches unter Kaiser Mark Aurel (161 - 180) vom Architekten Zenon errichtet wurde. Es ist nicht wie viele andere über einem älteren griechischen Theater errichtet worden, sondern entstand als rein römisches Gebäude.
Das Theater zeigt nach römischer Art eine perfekte Einheit von Bühnenhaus und Zuschauerraum. Letzterer ist zum Teil in einen Hang eingebettet und wird oben mit einem Säulengang abgeschlossen. Charakteristisch ist die Bühne: sie erstreckt sich hier nicht über die ganze Breite des Gebäudes, sondern nur über zwei Drittel davon. Außerdem geht die Cavea, welche 95,5 Meter breit ist, etwas über einen Halbkreis hinaus. Die gut erhaltene Bühnenwand ist - wie sonst eher im Westen üblich - überreich gestaltet. Sie hat eine Länge von 62 Metern und erreicht eine Höhe von 24 Metern.
Ein Velum war an der Außenmauer des Zusachauerraums und an der Außenwand des Bühnenhauses befestigt, wie eine Reihe von Konsolen bestätigen, die noch in situ sind.
Von Anfang an bestand bei Griechen und Römern eine enge Beziehung zwischen Theater und dem Geheiligten Bezirk, dem Témenos. Schon in den ersten Heiligen Bezirken der Antike wurden Sitzstufen für ein Publikum mit eingebaut, wodurch das theatralische Element in den religiösen mit einbezogen wurde.
Jedoch, während bei den Griechen die Beziehung Theater/Kult mehr im Letzteren vorhanden war, wurde sie bei den Römern auch bautechnisch hervorgehoben, denn in der Nähe eines jeden Theaters befand sich ein dazugehöriger Tempel. Später reduzierten die Römer diese in Theaternähe gelegenen Tempel auf ein Minimum, so daß sie oft nicht mehr als eine kleine Kapelle oberhalb des Zuschauerraumes ausmachten. Dies war beim Großen Theater von Pompeji und anderen Theatern in der Umgebung von Rom der Fall.