Themenübersicht zum Antiken Hellas

Geburt, Herkunft und Feste der Athena

Athena ist nach homerischer Auffassung - neben Zeus und Apollon - eine der drei höchsten Gottheiten der griechischen Religion. Ihr Kult bildet sich bereits in vorgriechischer Zeit, also im 2. Jahrtausend v. Chr., heraus. Schon auf einer Tafel aus Knossos ist in kretischer Linear B-Schrift, um 1400 v. Chr., der Name "Athana potnia", also "Athena die Herrin", zu lesen.

Die Geburt der Athena in der Literatur ist sehr spektakulär. Homer berichtet von ihr noch nichts Näheres, er weiß nur, daß Athena die Tochter des Zeus ist, aber keine Mutter hat.

Erst ungefähr hundertfünfzig Jahre später, in der Theogonie bei Hesiod (um 700 v. Chr.), erfahren wir, daß Zeus die Metis zur Frau genommen hat. Als diese mit Athena schwanger wird, verschlingt Zeus die Metis und gebiert die Tochter aus seinem Scheitel heraus.

In der Siebenten Olympischen Ode des Pindar (522 oder 518 - 480 v. Chr.) kommt zur Scheitelgeburt der Athena noch Hephaistos dazu, welcher mit seiner Axt den Schädel des Zeus spaltet, woraufhin Athena in voller Rüstung und mit Kriegsgeschrei herausspringt.

Der Dichter des 28. Homerischen Hymnus, welcher wohl im 7. Jh. v. Chr. schreibt, vervollständigt die Erzählung der Athena-Geburt noch, indem er hinzufügt, daß die Göttin in schimmernder Gold-Rüstung dem Haupte ihres Vaters entspringt und daß der ganze Olymp erdröhnt und sich alle anderen Götter erschrecken, als sie speerschwingend vor ihren Vater springt.

Der Kult der Athena ist überall in Griechenland verbreitet, wenn er auch in Athen die größte Rolle spielt, wo die Göttin sehr mächtig ist. Seine Anfänge liegen jedoch im Dunkeln.

Laut Nilsson geht der Athena-Kult auf die minoische Haus - und Schlangengöttin zurück. In den Hauskapellen der kretischen Minoer wird im 2. Jahrtausend v. Chr. eine Göttin verehrt, deren Tier die Schlange ist und die selbst als Schlange, aber zumeist in Vogelgestalt erscheint, eine für die kretische Religion normale Angelegenheit. Bei Homer treten später Götter des öfteren in Vogelgestalt auf, wobei Athena immer dabei ist. Die Schlange wird in der Kunst oft ein weiteres Attribut der Göttin in Erinnerung an ihre einstige Gestalt.

In der kriegsliebenden mykenischen Zeit (14. und 13. Jh. v. Chr.) wandelt sich diese Hausgöttin laut Nilsson in eine gewappnete Palastgöttin. Dies geschieht deshalb, weil - gemäß den Bedürfnissen des Menschen, welche die Götter schaffen - es natürlich ist, daß die mykenischen Herren von ihren Hausgöttern neben dem Schutz in anderen Betätigungen auch den im kriegerischen Bereich verlangen.

Der Hauskult des Königs wird dann später zum öffentlichen Kult des Staates, wobei die Königspaläste in Athena-Tempel umgewandelt werden. Letzteres ist sowohl in Mykene zu beobachten, wo der Athena-Tempel über dem Megaron des Königspalastes errichtet wird, als auch auf der Akropolis von Athen, wo der Alte Athena-Tempel noch Reste des einstigen mykenischen Palastes aufweist.

Auch das Palladion, das Standbild der waffentragenden Athena, ist bereits in mykenischer Zeit anzutreffen, wo es im Innersten der Burg als Garantie für das Fortbestehen der Stadt aufbewahrt wird. Somit kann man von einem Fortdauern des Athena-Kultes von der mykenischen Zeit, über die Einwanderung der Dorer nach Griechenland um 1200 v. Chr., bis in die griechische Zeit sprechen.

Der Name Athena ist vorgriechischen Ursprungs und schwer zu erschließen. Die Stadt Athen ist nach der Göttin benannt. Laut Nilsson hat möglicherweise die gewaltige kämpferische Herrin des mykenischen Kriegeradels ursprünglich "Mykene" geheißen und gab später auch der Stadt in der Argolis ihren Namen, so wie die Stadt Athen in Attika nach der Göttin Athena benannt wurde.

Es gab ursprünglich wohl mehrere wehrhafte Göttinnen mit Namen "Athena", welche den Beinamen "Jungfrau" oder "Pallas" führten und als Stadtgöttinnen, d. h. als "Poliades" verehrt wurden - so wie auch Zeus als Stadtgott, als "Zeus Polieus" bezeichnet wurde -, ehe sie von der einzigen Zeustochter Pallas Athene aufgesogen wurden.

Athena hat eine Reihe von Beinamen, welche sich einerseits auf die verschiedenen Orte, an denen sie verehrt wird, beziehen - wie z. B. Athena Diades nach einer Ortschaft auf der Insel Euboia -, oder welche andererseits auf ihre Tätigkeiten hinweisen, wie Athena Ergane, der auf ihre Beschützerrolle der Handwerker hinweist.

Zu Ehren Athenas gibt es eine Reihe von Festen, welche mit sportlichen Wettkämpfen einhergehen. Das Wichtigste sind die alle vier Jahre stattfindenden panhellenischen Großen Panathenäen anläßlich des Geburtstages der Göttin am 28. Hekatombaion im Juli / August, welche immer im dritten olympischen Jahr stattfinden.

Im Gegensatz dazu finden jedes Jahr die Kleinen Panathenäen statt, an dem zumeist nur die Athener Bürger teilnehmen und welche der Legende nach schon von Theseus eingeführt wurden. Sie werden mit weniger großem Aufwand begangen und dauern vier Tage.

Die sechs Tage dauernden Großen Panathenäen hingegen werden vor 566 von dem Archonten Hippokleides der Stadt Athen gestiftet. Peisistratos (um 600 - 528/ 527), welchem diese Stiftung meist zugeschrieben wird, stattet das Fest nur prächtiger aus.

Während der ersten Tage des Festes werden athletische, hippische und musische Wettkämpfe veranstaltet. Als Siegespreise erhalten die Teilnehmer die sogenannten panathenäischen Preisamphoren, welche jeweils 40 Liter vom kostbaren Olivenöl der der Athena geweihten Ölbäume enthalten, sowie Preise in Gold und Silber.

Zuletzt findet die nicht enden wollende Große Prozession zur Akropolis statt, welche von Musikern begleitet wird. An ihrer Spitze schreiten die Jungfrauen aus den vornehmsten Familien der Stadt mit Opfergeräten und Kuchen. Unter dieser spielen die Korbträgerinnen, die Kanephoren, die wichtigste Rolle. Es folgen die Würdenträger der Stadt Athen, die Priester und Jünglinge, welche die zu opfernden Schafe und Rinder zum Altar begleiten.

Der religiöse Höhepunkt der Großen Panathenäen, wenn die Prozession auf der Akropolis angelangt und die Opferung vonstatten gegangen ist, besteht im Darbringen des neuen Peplos dem alten Kultbild der Athena Polias im Erechtheion.

Die anderen der Athena geweihten Feste auf der Akropolis sind spärlicher überliefert. Da sind zunächst die Chalkeia, welche den Panathenäen um neun Monate vorausgehen und an welchem Athena zusammen mit Hephaistos gefeiert wird. An den Chalkeia wird auch mit dem Weben des neuen Peplos für die Göttin begonnen, wozu nur auserwählte Jungfrauen aus vornehmem Hause berechtigt sind.

Die Arrephoria sind ein der Athena und der Pandrosos gewidmetes, fast heimliches Fest, was im Sommermonat Skirophorion stattfindet. Dabei tragen ausgewählte Mädchen, die Arrephoroi, Fruchtbarkeitssymbole aus der Burg von Athen.

An den Plynteria, welche Anfang Juni gefeiert werden, wird die alte Athena-Polias-Statue von zwei Mädchen aus seinem Heiligtum entfernt. Anschließend wird das Gewand der Athena Polias abgelegt und gewaschen. Die Statue wird während des Waschens verhüllt.

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